Samstag, 6. April 2013

Tagebuchblogging

5.4.
00:00 Uhr - ich bin noch immer in der ZNA tätig. Beschäftigt mit einer Patientin 25. SSW, deren Schwester in einer Schwangerschaft eine Lungenembolie bekam und die nun meint, eine Beinvenenthrombose zu haben. Ich kann nichts wirklich auffälliges finden. Die Venen sind im Ultraschall frei, ich habe ganz gründlich alles durch geschallt. Das eine Bein ist diskret kühler. Ich bin irritiert. Fußpulse sind tastbar und das Dopplersignal verschwindet erst bei 130 mmHg. Ich schicke die Frau ohne Diagnose, lediglich mit Ausschluss Thrombose und Ausschluss eines aktuen arteriellen Verschlusses heim, fühle mich aber nicht völlig wohl dabei.
Noch zwei drei Dinge müssen auf Station erledigt werden, dann kann ich endlich gehen. Rufdienst eben.

0:45 Uhr ich sitze auf dem Fahrrad. Es ist saukalt, irgendwie war es am Morgen als ich zur Arbeit fuhr sehr viel wärmer. Ich bin völlig inadäquat gekleidet und friere. Meine Finger frieren schon auf dem ersten Kilometer ein. Ich bin ziemlich erledigt und fahre nicht wirklich schnell. Außerdem habe ich Hunger. Natürlich war wieder den ganzen Arbeitstag Stress- nichtmal Zeit in mein Brot zu beissen. Ich frage mich mal wieder, warum Mediziner der Meinung sind, sie könnten problemlos 24 Stunden konzentriert arbeiten, bräuchten keine Pausen, sind immer völlig auf der Höhe und die eigene Gesundheit ist ohnehin Schnurz. Ich kann nicht 24 h konzentriert arbeiten- ich brauche hin und wieder etwas zu essen und zu trinken und idealerweise auch mal eine Pause.
Mein Weg führt mich vorbei an der LAST ( Landesaufnahmestelle für Asylbewerber). Ich denke daran, wie ich vor langer langer Zeit - 18 Jahre ist es her- zu ähnlichern Zeiten von meinen Pizzafahrerschichten heimfuhr, ebenfalls hier vorbei und mich immer sehr ängstigte, wenn dort viele fremdländige Menschen vor dem Gebäude auf der Strasse lungerten. Mittlerweile denke ich, es sind eher die Menschen, die sich ängstigen. Ganz allgemein. Ob sie hier bleiben dürfen, was in ihrem Heimatland vonstatten geht....

1:25 Uhr ich bin endlich zu Hause. Meine Hände tauen auf. Ich könnte schreien vor Schmerzen. Ja, das sind genau die Schmerzen, die auch meine Ischämiepatienten haben. mein Vorteil: Ich weiß, in ein paar Minuten ist es wieder gut. Aber ich bin völlig durchgefroren. Freue mich über das Essen, was ich vorgekocht hatte um meinem Vater die Aufgabe des Kinderhütens zu erleichtern. Ich hoffe dem Opa und den Kindern hat das Essen gut geschmeckt und sie liegen alle dort schlafend in ihren Betten.

2:00 Uhr ich wanke ins Bett, lege mir das Diensthandy ein paar Schritte vom Bett entfernt, damit ich auch aufwache, wenn es klingelt und nicht reflexartig auf den roten Hörer drücke o.ä.
Es klingelt einmal um 3:30 Uhr wegen eines entgleisten Blutdrucks und einmal um 4:45 Uhr wegen eines undichten Vakuumverbandes. Alle Probleme lassen sich telefonisch lösen. Puh, Glück gehabt.

7:45 Uhr Der Wecker klingelt. An Tagen nach dem Dienst darf man erst um 9:30 Uhr anfangen zu arbeiten und bekommt dann natürlich entsprechende Minusstunden. Das Dienstmodell ist so unglaublich blödsinnig.

Kaffee kochen, Kaninchen raus lassen, Flecki hat wieder eine Wunde auf der Nase, weil ihm Krümel mal wieder eins über gezogen hat. Ich trinke meinen Kaffee in aller Ruhe, schaue draussen den Amseln zu und den Kohlmeisen, die wieder den Nistkasten bezogen haben. Ein Rotkehlchen und ein Zaunkönig sind ebenfalls auf unserer Terrasse. Ach, wenn ich doch den ganzen Tag Vögel gucken könnte....Nein: Duschen, Anziehen, Frühtücken und kurz die Kinder beim Opa anrufen. Sie haben gut geschlafen. Der heutige Tag ist auch geregelt betreuungstechnisch.

8:45 Uhr: Ich mache mich auf den Weg. Wieder ist alles grau draussen. Auf meinem Weg durch die Felder sehe ich jede Menge Stare. Und als ich über den kleinen Kanal fahre den 3. Eisvogel in 1 Woche. Ich freue mich ! Wieder ist Verkehrsinfarkt in der Oststadt. Mit dem Fahrrad ist mir das egal. Im Schlossgarten etliche Eichhörnchen und eine Gruppe farnzösischer Schüler. die eifrig Blume fotographieren. Hinterm Schlossgarten an der Buback- Tatort- Ecke stehen mindestens 10 Polizisten mit zwei Hunden und noch 3 Leute von der Stadt und schauen auf den Boden. Was dort wohl ist ?

9:30 Uhr: Die Ambulanz hat mich wieder. Land unter ! Ich hasse den Job ! Mach mal schnell, guck mal schnell, der Patient kann bestimmt gleich wieder gehen, nein kann er nicht. Muss auf den OA warten. Der OA ist im Op und kommt gewiss so bald nicht raus. Patienten beschweren sich, wegen langer Wartezeiten. Dort kommt noch ein Notfall. Es geht alles wie immer drunter und drüber....

13:15 Uhr Wochenende. Ich radle nach Hause und bin froh, daß diese arbeitswoche vorbei ist. Als entspannte kinderfreie Woche war sie geplant, ich wollte lauter wichtige Sachen machen. Wieder war alles anders, da die Papawoche geplatzt ist. Es musste improvisiert werden, organisiert, vorgekocht, .... werden. Wieder mal alles im Ausnahmezustand. Ich habe keinen Bock mehr auf Ausnahmezustände.

13:40 UIhr kurzer Einkaufsstopp beim Biosupermarkt (Ökofaschisten nennen Freunde diesen), er liegt auf meine  Heimweg und da unser kleiner feiner tante Emma Bioladen Ende Dezember geschlossen hat, kaufe ich nun hier ein.

14:05 weiter gehts,
14:25 Zuhause taschen hinschmeissen, Kinder bei Freunden abholen, die netterweise beide zum Mittagessen genommen haben.
14:35 Uhr Dort wird noch gegessen, ich bekomme auch noch was. Super !
15:20 Uhr Heimweg mit den Kindern. Die armen haben die Woche ganz schön flexibel sein müssen. Aber sie haben das super gemacht.
15:30 uhr Zuhause. Der AB blinkt, ich höre die Mutter von Madames Freundin. Die beiden haben sich irgendwie mal wieder verkracht und nun gab es Mißverständisse, welche dringend aus dem Weg geräumt werden sollen. Ich versuche zu vermitteln, erzähle aus meiner Sicht, erzähle auch, daß Madame die letzten Wochenvielleicht ein wenig unsensibel war, daß ihre Omi gestorben ist, daß die Ferein völlig anders verliefen als geplant .... Für morgen verabreden sich die beiden. Es wäre schön, sie verstünden sich wieder.
16: 00 Darauf freue mich schon den halben Tag: Mein Nachmittagskaffee. Die Kinder bauen Lego und erzählen vom Vortag, die Kaninchen jagen sich draussen mal wieder.
ich hänge den Osterstrauss ab. Dieses Jahr haben wir es nichtmal geschafft alle Eier aufzuhängen.
Eine Ladung Wäsche in die Maschine.
17:00 wir gehen alle drei nochmal mit Inlinern raus. Fahren den Radweg bei unserm Garten entlang und sehen wieder Karnickel. In unserem Garten haben sie auch wieder gewütet. Der Garten sieht aus wie Brachland. Wir müssen was tun. Aber bisher war ja kaum Gelegenheit.

18:30 Uhr wieder zuhause. Ich bin willenlos und hungrig. Den Kindern hatte ich einen Film in den ferein versprochen. Der steht noch aus. Sie dürfen "Der Fuchs und das Mädchen sehen"ich mache nebenher Abendessen und wir machen etwas, das wir noch nie getan haben: Wir essen beim Film gucken. Shame on me !!!

19:15 Uhr es klingelt: Meine vor 6 Wochen bestellte Matraze kommt. Die alte Ikeamatraze nimmt der Lieferer mit. Sie hat eine wirklich deutlich sichtbare Kuhle in der Mitte.

20:30 Uhr: der Film ist fertig, ich fand die Aufnahmen toll, und die Landschaft super schön- ich sehe gleich nach, wo sich das Departement Ain , wo der Film gedreht wurde befindet - aha ! Die Kinder betteln: Mama, können wir da mal hinfahren !
Die wirklich dreckigen Kinder gehen in die Badewanne. Es lohnt sich. Währenddessen beziehe ich mein Bett frisch- ich bin gespannt auf den Schlaf auf der Matraze.

21:30 Vorlesen muss heute leider ausfallen. Die Kinder haben beim abtrocknen und anziehen soooo getrödelt. Ich bringe die Kinder ins Bett und singe ihnen noch was vor.

21:45 Uhr Noch die Küche fertig aufräumen, Wäsche aufhängen und dann den überquellenden Wäschekorb ins Wohnzimmer stellen.
Ich lasse mich von Klaus Kleber berieseln und sortiere nebenher Wäsche. Der Bügelstapel wird zu Glück nicht soo groß- bügeln muss auf morgen warten.

22:30 Uhr die einzige fernsehsendung die ich einigermaßen regelmäßg sehe: heute show.

23: kurz den Rechner angemacht und gebloggt. Jetzt geht´s ins bett !


3 Kommentare:

  1. Das ist ja Wahnsinn, was du gestern alles leisten musstest. Ich wünsch dir ein ruhiges und entspannendes Wochenende.

    LG, Ingrid

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  2. Hut ab vor diesem Programm.
    Viele Grüße und ich wünsch euch (und uns) ganz viel Sonnenschein in den nächsten Tagen, damits mit den Gärten endlich was wird.

    PS: Gibt es den nicht irgendeine Alternative zu deinem Job? Das liest sich wirklich immer so furchtbar.

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  3. meistens ist das Programm so, manchmal ein bißchen mehr noch, manchmal auch ein bißchen weniger. Das einzige was mich wirklich stört bei dem Programm zumindest während Schulzeiten, ist, daß ich da eigentlich nicht drin vorkommen. Nur arbeitend, einkaufend, kochend, putzend, organisierend, wünsche erfüllend.... nur einmal die Woche, 1 stunde Chor, die gehört mir.
    Das muss mehr werden. Und der Job ist in Gedanken längst gekündigt, nächste Woche werde ich es angehen. Ich hab einfach keine verlässliche Betreuungsmöglichkeit für die Kinder für die Dienste, das ist ein Grund den auch das Arbeitsamt einsieht.
    Lernen tue ich dort auch nix, gar nichts.
    Als ich wegen anderer Dinge mal die Rechtsberatung des Marburger Bundes in Anspruch nahm und dazu die Arbeitsverhältnisse ansprach, wollte die Juristin, gleich meinen Chef die Weiterbildungsbefugnis entziehen...

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