Freitag, 10. Mai 2013

definitiv richtig

war meine Kündigung !
Als beim dem Gespräch mit dem Chefe vor zwei Arbeitswochen, dieser kurzzeitig menschelte und mir in Aussicht stellte, er wolle mir einen Kontakt herstellen für eine Hospitation und im übrigen, wenn es ein Problem sei, daß ich ja so wenig OPs gemacht hätte, dann werde er gucken, daß ich in der verbleibenden Zeit noch OPs sammeln könne... da dachte ich kurzzeitig, vielleicht würde ich ja doch noch was "mitnehmen" aus 1 3/4 Jahren in dieser Abteilung.

Nun 2 Arbeitswochen später:
Natürlich war ich nicht ein einziges Mal im OP, denn sonst wäre ja niemand in der Ambulanz gewesen....Und dort war es so ätzend wie immer !

Man geht daran kaputt, wenn man Hinz und Kunz die "bestmöglichste" Therapie zukommen lassen will, man aber genau weiß: Es geht um Fallzahlen, Geld und Op- Kataloge.
Und um die Menschen selbst kümmert sich kein Sch...

Vorgestern hatte ich einen Patienten, der wegen versuchten Totschlags zu 4 1/2 Jahren Haft verurteilt worden war, nun waren erst knappe 2 Jahre vergangen. Man hatte ihn nun in einem Heim untergebracht und meinte angesichts seines Gesundheitszustandes bestehe keine Fluchtgefahr.
Ich las mir das psychiatrische und forensische Gutachten durch und war erstaunt, daß dieser Mensch mit seiner Biographie nicht noch mehr abgedriftet war.
Mit "schuld" an seiner Tat war sicherlich der Umstand, daß er als Frührentner ( aus gesundheitlichen Gründen- Allergie gegen einen Kunstharz mit dem er gearbeitet hatte) seinen angestammten Wohnsitz verlassen musste als seine Mutter verstorben war, da das Amt, welches noch Wohngeld für ihn zahlte, die Wohnung für ihn dann für zu groß befand und ihn in einem Männerwohnheim unterbrachte...
Schlussendlich gab es dort wohl einen Haufen Differenzen und viel Alkohol mit  dem Ergebnis der Straftat.
Wie man mit so einem Patienten dann umgeht... Da werden dem Fachbegriffe um die Ohren gehauen, es wird ihm gesagt, das ginge nur ambulant, dann solle er sich doch um Versorgung kümmern und mit dem Rauchen muss er halt aufhören.
Mal kurz sich hinsetzen, dem verunsicherten Mann erklären, was überhaupt gemacht wird und was er dazu beitragen kann, daß es ihm besser geht ? Fehlanzeige, wie ein Stück Vieh.

Eine Patientin, jung, Multiple Sklerose, Rollstuhlfahrerin, Zehennekrosen aufgrund Gefäßspaßmen.
Die Patientin kriegt die volle Latte an Medis verschrieben, kein Mensch sorgt sich mal ob sich das überhaupt mit ihren anderen Medis verträgt. Alle Leute, die bei uns rauskommen kriegen Cholesterinsenker verordnet, deren Nutzen und Wirkung keinesfalls belegt ist. Es gibt sogar Hinweise auf das Gegenteil. Und so viele Leute haben echt fiese Nebenwirkungen. So auch diese Frau. Ich hab ihr gesagt, daß ihre Erkrankung einen anderen Ursprung hat, nämlich keine Artherosklerose im herkömmlichen Sinn, sondern ein Zusammenkrampfen der Gefäße, was dann für die Durchblutung negativ ist. Daß alle Patienten bei uns einen Cholesterinsenker verschrieben bekommen, daß der Nutzen nicht belegt ist und daß ich ihr empfehle, wenn sie unter den Nebenwirkungen leidet, darauf zu verzichten.
Ich hab ihr die Studien genannt, die das alles kritisch sehen. Ich habe ihr erklärt, warum es in den Leitlinie dennoch steht.
Die Frau war dankbar, denn sie dachte, es würde sie sofort umbringen, wenn sie das Zeug nicht nähme, und sie merke es tut ihr nicht gut.
Ich weiß aber, ich hätte ihr das so nicht empfehlen dürfen !

Kann man mit Patienten, die das nötige Verständnis haben, nicht mal auf Augenhöhe und ehrlich mit ihnen sprechen ?

Die aktuelle Ausgabe des S.piegel enthält ein Interview mit Sonja M. einer Moderatorin und Journalistin. Sie spricht mir aus dem Herzen. Und damit meine ich nicht ihre Stellungnahme zu den Arztserien sondern das Anprangern des ganzen Systems.

Ich bin gespannt, wo ich beruflich lande, ich weiß es nocht nicht, aber sicher die Entscheidung dort zu kündigen war richtig.

1 Kommentar:

  1. Ich wünsch dir ganz viel Freude beim Weitergehen deines Wegs - manchmal ist ein Ende ein neuer Anfang zu etwas, das das "Richtige" dann ist :)
    Alles Liebe! maria

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