Dienstag, 2. Oktober 2012

es macht mich wütend und ratlos

In Madame´s Klasse wurde letzte Woche ein Mathetest geschrieben.
Über das 1x1.
Die Kinder hatten lange Zeit zum Üben, daher wurde der Test auch scharf bewertet.
Eine Klassenkameradin hat 33 von 100 Aufgaben falsch gemacht und damit die Notenskala gesprengt, weit schlechter als 6, habe die Lehrerin gesagt.

Mir geht das Mädchen nicht aus dem Kopf.
Sie tut mir leid. Hätte meine Tochter so viele Fehler gemacht, hätte ich ihr vermutlich zuerst die Leviten gelesen, weil es schlicht hieße, daß sie stinkefaul gewesen wäre, dann getröstet und am Schluss überlegt, was man besser machen kann.

M. war nicht stinkefaul, sie ist auch nicht dumm. Sie ist nur völlig auf sich alleine gestellt. Fast. Sie hat 3 Geschwister und eine echt überforderte Mutter. Ich kann die Mutter verstehen. Alleinerziehend mit 4 Kindern von verschiedenen Vätern. Echte Arbeit hat sie glaube ich auch nicht...
Aber die Kinder. Die bleiben sowas von auf der Strecke. Letztes Jahr hatte Madame M zum Geburtstag eingeladen. Sie kam nicht, weil sie nicht wusste, wie sie zum Spielplatz auf dem Berg kommen sollte, wo der Geburtstag stattfand. Ich hatte das nicht gewusst, sonst hätte man gemeinsam eine Lösung finden können.

M. ist das einzige Kind in der Klasse, das noch nicht schwimmen kann. Nun gibt es Schwimmunterricht und sie muss alleine im Nichtschwimmerbecken vor sich hin üben.

Morgens vor der Schule steht M immer im Supermarkt und kauft sich was zum Frühstück. Natürlich nichts wirklich sinnvolles.

Madame erzählte mir völlig entrüstet: Mama, die M. kriegt zum Geburtstag kein Geschenk, sondern geht mit ihrem Papa in den Spielzeugladen und soll sich was aussuchen. Da weiß sie ja dann genau was sie kriegt und kann sich gar nicht freuen auf die Spannung.

Sicher , das Mädchen ist nicht verwahrlost im engeren Sinne. Aber kümmern tut sich auch keiner. Mich macht das so wütend. Da wird jemand schon in der 3. Klasse stigmatisiert, weil einfach niemand sich kümmert. Und sicher hat sie ihr 1x1 geübt, nur korrigiert hat es keiner.

Ich würde gerne helfen, aber ich weiß nicht wie.

Und dann gibt es da noch die andere alleinerziehende Mutter mit Zwillingen, die ab Okt 60 km weit weg arbeiten muss und natürlich keinen Hortplatz bekommen hat - während das Kiefernorthopädenehepaar mit dem einen Schulkind natürlich einen Hortplatz hat, den es aber nur sporadisch nutzt, weil eigentlich ist sie ja ab mittags ohnehin zu hause, aber für´s soziale soll so ein Hort ja gut sein.

Das nennt man dann soziale Gerechtigkeit. Und Chancengleichheit...

Nein, ich bin nicht links, nur ein bißchen. Sonst ziemlich grün !



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